Michael Jandl
Als Wahlbeobachter bei den dritten Wahlen seit dem Kosvokrieg 1999 konnte man leicht den Eindruck gewinnen es handle sich hier mehr um ein Experiment der internationalen Gemeinschaft als ein echtes Anliegen der lokalen Bevölkerung.
In den 30 Großgemeinden Kosovos stellten sich zwar insgesamt 69 verschiedene Parteien und Bürgerbewegungen den Wahlen zu den jeweiligen Gemeindeparlamenten. Die eher magere Wahlbeteiligung zeigt aber auch, dass diese nicht mehr den gleichen Enthusiasmus hervorrufen wie noch die Parlamentwahlen 2001, die auch als wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit gesehen wurden.
Im Übrigen stellt sich die Frage nach einer kohärenten Strategie
der internationalen Verwaltung des Kosovo, die ja nach wie vor alle wichtigen
Entscheidungen trifft. Den ewigen Streit um das Anbringen der albanischen
Nationalflagge in der Nähe von Wahllokalen (als Ausdruck kosovo-albanischer
Selbstbestimmung) hat sie jedenfalls wieder verloren. Und ein in letzter
Minute aus dem Hut gezauberter Dezentralisierungsplan kam zu spät
um auch die kleineren serbischen Enklaven zur Teilnahme zu bewegen – die
serbische Bevölkerung nahm also nur in jenen fünf Gemeinden an
der Wahl teil wo sie auch die Mehrheit stellen. Auch Demokratie muss geübt
werden.