INTERVIEWS - Zeitzeugen
erinnern sich
Gespräche zu anderen Themen
Frau R.1 aus St. Ruprecht hat zugeschaut als der Pole Lew
Demianszuk erhängt wurde.
" Den K. hat angeblich ein Pole umbringen wollen. In K. seine
Schwester ist schauen gegangen und hat den Polen unter dem Bett
liegen gesehen. Er ist natürlich auf und hat sich mit dem Leintuch
abgeseilt, so haben sie es halt erzählt. Der Pole ist mit dem
Zug gebracht worden, vom Bahnhof haben sie ihn abgeholt und dann
aufgehängt. Bei uns war ein Kindermädchen aus Fiume, mit
der bin raufspaziert, das war wie ein Trauerzug, so viele Leut sind
da mitgegangen. ... da ist die Eiche gewesen, die steht heute noch,
da haben sie ein Faßl druntergestellt, eine rote Schleife
haben sie drübergetan und dann das Faßl einfach weggeschupft.
Die rote Schleife ist noch Tage später dort gehangen."
Quelle: Archiv Koroschitz - VIA (Verein Industriekultur
und Alltagsgeschichte), 1997.
¹ Name dem Verein bekannt.
Bücherverbrennung im Schulhof des Peraugymnasiums am
30. April 1938
Der ehemalige Schüler W. F. erinnert
sich:
Eines Tages teilten uns die Klassenvorstände mit, dass
alle Schüler der Oberstufe am späten Nachmittag in der
Schule erscheinen müssen. Wir versammelten uns am Nachmittag
im Schulhof, wo uns die Klassenvorstände schon erwarteten.
Der Schulwart hatte bereits einen großen Holzhaufen aufgeschichtet
und wir mussten uns im Karree - eine Seite blieb offen - um den
Holzhaufen herum aufstellen. Auch einige Klassenlehrer waren
anwesend. Nun wurde der Holzhaufen vom Schulwart angezündet.
Kurz darauf kam Direktor Dr. Poitner mit einigen Büchern unter
dem Arm aus einer Seitentür heraus. Langsam schritt er
auf das Feuer zu. Einige Meter davor blieb er stehen. Er holte
ein Buch nach dem anderen unter dem Arm hervor und warf es mit „würdevoller
Geste“ in das Feuer. Jedes mal applaudierten und jubelten
wir. Anschließend hielt der Direktor eine kurze Rede und
wir durften wieder nach Hause gehen.
Frage an W. F. : Einen Monat vorher hat Prof. Kmeth Selbstmord
verübt.
Warum?
Prof. Kmeth unterrichtete Geographie und Geschichte. Er
gehörte dem christlich sozialen Lager an, für das
er sehr engagiert eintrat. Schüler von denen er wusste, dass
sie der illegalen Hitlerjugend angehörten, wurden von
ihm nicht gerade freundlich behandelt. Nach dem Anschluss
hätte er sicherlich einiges zu befürchten gehabt. Das
wusste er und so zog er es vor sich das Leben zu nehmen.
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