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Begleitworte
von Joachim Rathke
Der
Verein 'Erinnern' hat sich eine zutiefst menschliche Aufgabe gesetzt:
Durch das "Denkmal der Namen" sollen wir die
jüngere Vergangenheit erinnern, in uns aufnehmen, sie verinnerlichen
und sie uns so erst zu eigen machen.
Ich bin dankbar, daß ich
auf diese Weise von 64 Menschen erfahre, an denen ich bisher
vorüber gelebt habe, die mich nun aber
schmerzhaft erinnern, was das eigentlich für sie geheißen
hat: Eine Lippe zu riskieren, sich im Widerstand nicht erwischen
zu lassen, Angst auszustehen, weil man unheilbar krank ist oder
der falschen Rasse oder Religion angehört, wie man zu seiner
verbotenen Partei oder verdrängten Volksgruppe steht. Die
Angst, der Schmerz der Trennung von der Familie, die Gefangenschaft,
der Tod waren für alle gleich: Für den Sozialdemokraten,
den Christlich-Sozialen wie den Kommunisten; für den Zeugen
Jehovas wie für den Kriegsdienstverweigerer und den Deserteur;
für
den Widerstandskämpfer und den Menschen mit nazifeindlicher
Gesinnung; für Juden, Roma und Sinti wie für Epileptiker;
für den katholischen Priester wie für den Nationalsozialisten,
die beide die Führung kritisieren. Sie haben allesamt mit
dem Tod bezahlt, weil sie anderer, menschlicher Meinung waren.
Sie erlitten nicht ihr Schicksal, sondern wurden Opfer eines
Verbrechens.
Als Bürger dieser Stadt sind wir Erben dieser Geschichte,
wir sind Erben einer Verantwortung. Wenn wir schon nicht Schuld
sind, so tragen wir doch die Schuldigkeit.
Wie gedenken wir der
Opfer? Dieses Mal will uns erinnern: Wir erben den Auftrag, was
jene, die zu Opfern wurden, in ihrem abgeschnittenen Leben nicht
haben ausrichten können, zu tun: Die Menschenrechte
zu üben. Die müssen uns unantastbar sein – für
jeden, groß und klein, als Bürger und als Verantwortliche
für Stadt und Land und Staat – die Menschenrechte
seien uns allen heilig.
Laßt mich mit zwei Bitten enden: Vater unser im Himmel, vergib
uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und
führe uns nicht in Versuchung. Amen.
Rede gehalten bei der Enthüllung des Denkmals
der Namen
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