ZEITDOKUMENTE
Abschiedsbrief von Franz
Knes (1891-1941) an seine Familie
Meine Lieben!
Liebe Frau! Liebe Töchter, Anni und Rosi!
Heute sende ich Euch, so wie allen Bekannten, die letzten Grüße,
denn morgen früh um 6 Uhr scheide ich von den Lebenden und
deren Welt. Nach harten kummervollen 17 Monaten strengstem Kerker
wird morgen mein Todesurteil vollstreckt. Bestimmt ist es, könnt
es mir glauben, nicht so leicht, in die Augen des Todes zu blicken,
aber leider Gottes, der Kampf kennt keine Opfer und so ein Opfer
bin ach ich, so wie viele andere Menschen. Deshalb meine Lieben
nehmt es nicht allzu schwer, findet Euch damit ab, im Geiste lebe
ich mit Euch weiter. Ich hoffe, daß mein Sterben nicht umsonst
war! Die einzige Stunde, wo wir gut behandelt wurden, ist jetzt
die Stunde vor dem Tode. Die ganze Nacht waren Leute hier. Auch
der Pfarrer, von dem ich die letzten Sakramente erhielt. Zum essen
und trinken hatten wir auch genug, auch an Rauchwaren hat es nicht
gefehlt. Nur einen Wunsch habe ich noch, Euch alle noch einmal
an meine Brust zu drücken, aber leider Gottes, es kann nicht
sein. Ich bitte Euch zum letztenmal, bitte vergeßt mich nicht
und wofür ich sterben mußte, wir sehen uns wieder in
Gottes Reich. Ich grüße Euch noch einmal zum letztenmal,
viel tausendmal seid gegrüßt und geküßt,
meine Lieben, Frau, Anni und Rosi von Eurem Vater.
Jetzt ist es
11 Uhr nachts, gute Nacht meine Lieben auf immer! Mein Leben ist
vollbracht.
Die letzten Grüße
und Küsse von Eurem Vater.
Quelle: Volkswille, 17. 11. 1945. Alpe adria 5/94.
Mirko Hofer, Maria Gail – Aus der Geschichte der einstigen
Landgemeinde.
Franz Knes
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