ZEITDOKUMENTE
Letzter Brief des Franz Melcher
aus Maria Gail an seine Eltern aus dem Klagenfurter Gefängnis
Klagenfurt, den 3. August 1941
Liebe Eltern!
Vorerst die besten und herzlichsten Grüße
an Euch alle in der Familie. Müßt mir entschuldigen,
daß ich
Euch so lange kein Lebenszeichen gab. Es war mir nicht möglich,
auch war ich in einer solchen Gemütsverfassung, daß ich
einen Brief zusammenzusetzen nicht in der Lage war. Jetzt geht
es wieder so halbwegs, hab mich bereits etwas beruhigt und mich
mit meinem Schicksal abgefunden. Bevor Ihr wisset, welche Strafe
ich erhalten und wann ich wieder in die Freiheit komme, so muß ich
Euch das eine vorher sagen, erschreckt Euch nicht, denn das Urteil
war hart u. schwer. 6 Jahre Zuchthaus ist bestimmt keine Kleinigkeit,
es ist einfach zu viel, kann es garnicht richtig fassen was 6 Jahre
Gefangensein heißt, hab in diesem Jahr schon genug durchgemacht
und zu meinen Schrecken sollten noch 6 ähnliche folgen. Was
dies heißt u. was es für mich bedeutet könnt Euch
dann vorstellen, das meine Zukunft nicht die rosigste ist. Ihr
sollt Euch keine unnötigen Sorgen machen, es wird schon gehen,
ich wird es schon aushalten, es ist zwar ein hartes Los und ein
schwerer Schicksalsschlag, der mich getroffen hat, aber der Drang
für die Freiheit ist größer und die will ich wiedererlangen.
Darum wird ich den Kampf aufnehmen und mein trauriges Los tragen,
so gut ich es eben vermag.
Nun meine Lieben. wie geht es Euch allen?
Hoffentlich sind alle gesund und wohlauf? Ich bin es soweit noch
immer, kann es mit Stolz tragen, denn es ist das einzige was ich
besitze. Also was gibt es zu Hause und in Maria Gail neues? Wie
steht es mit den Obstbäumen
und mit den Weintrauben, ist wohl etwas zu erwarten oder nichts.
Na kurzum berichtet mir wie es ist u. was es draußen sonst
neues gibt.
Hoffe dass ich bald eine Antwort erhalte, denn ich
weiß nicht
wie lang ich noch in Klagenfurt bleibe.
Recht herzliche Grüße
und eine bessere und glücklichere
Zukunft als die meine wünscht Euch allen in der Familie
Euer dankschuldiger
Franz
Grüßt mir noch einmal
meine Freunde und Bekannten
aus der Heimat.
(Abschrift gemacht von Hans Haider)
Quelle: alpe adria 5/94. Mirko Hofer. Maria Gail –Aus
der Geschichte der einstigen Landgemeinde.
Franz Melcher
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