ZEITDOKUMENTE
Abschiedsbrief von Martin Tschermanjak (1890-1941)
Abschrift - Persönliches Archiv
3.November 1941
Liebe Anni
Vor allem grüße ich Euch recht herzlich. Gerade Deinen
Brief erhalten und zugleich die Mitteilung von der Urteilsvollstreckung.
Liebe Anni und Martin, wie auch Alma, ich kann mir nicht vorstellen,
daß jetzt bei mir die letzte Stunde sein soll, daß ich
mit Euch kein Wort mehr sprechen, Euch nicht mehr sehen kann. So
gerne hätte ich die letzte Nacht mit Euch verbracht, aber leider,
das Glück ist mir nicht gegeben, das Schicksal hat uns auseinander
gerissen. Liebe Anni und Martin! Ich bitte Euch nochmals, versprecht
mir das, um was ich Euch bitte, schaut auf die Mutter und helft
ihr die Sorgen zu tragen, damit nicht alles auf sie kommt, dann
wird die Mutter auch auf Euch nicht vergessen. Sie war ja so gut
und hat für Euch gesorgt und hat sich um Euch bemüht,
als ich noch daheim war. Also ich schließe mein Schreiben
mit weinenden Augen, mir geht es nicht ein, daß es jetzt die
letzte Stunde seinsoll. Es grüßt Euch nochmals mit vielen
Grüßen und nicht genug küssen
Euer Vater
Vergeßt mich nicht und denkt ich bin bei Resi und Schwiegervater.
Gute Nacht und lebet wohl!
Martin Tschermanjak
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