ZEITDOKUMENTE
Abschiedsbrief von Johann Wandaller (1908-1944)
Abschrift- Persönliches Archiv
23.Dezember 1944
Liebe Bethi und Kinder
Ich habe einige schwere Stunden gehabt und muß von Euch Abschied
nehmen. Wie ich dazu gekommen bin weiß ich nicht mehr. Liebe
Bethi trage mir nichts Böses nach und sorge für unsere
Kinder, dasß sie groß und stark werden. Ich lebe in
der Ewigkeit mit Euch. Ich selbst habe harte Stunden mitgemacht
bis es zur Tat kam. Ich werde heute von hier weggebracht und werde
in einigen Stunden nicht mehr auf Erden sein. Gott soll Euch schützen
und Euch stark machen, damit Euch in Eurem Leben nichts Böses
zustößt. Im Kriege ist es nun einmal so - der eine stibt
so, der andere so. Ich muß nun leider von Euch Abschied nehmen.
In der Ewigkeit werde ich weiterleben. Hansi wird nun bald groß
und stark; der ist ein guter und braver Kerl und Dir liebe Bethi
helfen beim Großziehen der kleinen Erna und dem lieben kleinen
Siegfried. Es ist nur schade, daß ich (Euch ) nicht mehr sprechen
und sehen kann. Ich weiß liebe Bethi, daß Du die Kinder
großziehst und gesund erhältst. Was ich verbrochen habe
darf ich nicht schreiben. Wohl bin ich wegen Fahnenflucht zum Tode
verurteilt worden und das Urteil wird in einigen Stunden vollstreckt.
Gott sei Euch und mir gnädig und seid Ihr für ewig geküsst
und gegrüßt.
Euer Vater!
Johann Wandaller
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