ZEITDOKUMENTE
Brief von Ottilio Rajakowitsch (1897-1945)
an seine Familie
Abschrift - Persönliches Archiv
29.01.1945
Konzentrationslager Dachau 3K
Liebe Familie!
Die herzlichsten Grüße an Euch alle. Bin soweit gesund,
was ich auch von Euch dasselbe hoffe. Habe beide Briefe von Euch
erhalten, vom 9.12. und vom 5.1. Es hat mich sehr gefreut ein liebes
Schreiben von der Heimat zu bekommen. Ich hoffe, daß Du meine
Briefe wohl erhalten wirst. Das Du solange kein Schreiben von mir
erhalten hast, ist darauf zurückzuführen, weil wir am
3. Dezember und erst wieder am 31.12. schreiben durften. Pakete
hab ich bis jetzt alle zehn Stück bekommen und hoffe, daß
Du nicht vergessen hast auf mich. Ein Zuschuß gibt sehr viel
aus, überhaupt im Winter, wenn es sehr kalt ist. Kleider darfst
mir keine schicken. Hoffe, daß Du noch Pakete aufgegeben hast
vor der Sperre. Für weiterhin wird dir schon die Frau Perhinig
Bescheid sagen. Otti schreib viele Neuigkeiten und lange Briefe.
Was sagt Fritz? Wie hast Du mit dem Vieh?, behalte nur alles was
Du kannst. Hoffe, daß wir den Winter glücklich übertauchen
und wir uns doch noch Wiedersehen.
Wenn Du noch was auf der Post anbringst, nütze es nur aus.
Es freut mich, daß Anton bei der Post Stellung bekommen hat
und das jemand in der Nähe ist. Also Otti sei nur recht behilflich
der Mutter und klein Hilde auch brav sein, dann wird alles gut,
wenn ich nach Hause kommen sollte. Schreibt mir auch wo Viktor und
Anton sind, hoffentlich wohl noch am Leben sind. Heute weiß
man nicht, was der morgige Tag bringt. Ich lasse auch alle Beide
recht herzlich grüßen und schreibe ihnen, daß sie
trachten sollen sich durchzuschlagen.
Ich grüße auch alle meine Nachbarn, Verwandte und Bekannte,
Grüße auch an Alle Frontsoldaten. Liebe Toni, sei nur
stark, mag kommen was will. Hoffe, daß einst auch für
uns zwei die Sonne scheinen wird.
Also viele tausend Grüße nochmals von Eurem Vater.
Schicke bitte Knoblauch und Zwiebel.
Ottilio Rajakowitsch
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