ZEITDOKUMENTE
Gerichtsakt / Urteil
Abschrift - Persönliches Archiv
I m N a m e n d e s D e u t s c h e n V o l k
e s !
In der Strafsache gegen
1) den Tischler Josef Ribitsch aus Klagenfurt, geb. am 5. April
1908 in Fellach,
2) den Hilfsarbeiter Heinrich Brunner aus Seebach, geb. am 25.
April 1915 in Oberwollanig,
3) den Buchdruckermaschinenmeister Erich Ranacher aus Lienz, geb.
am 18. Februar 1923 in Lienz.
4) den Kraftfahrer Josef Ermenz aus Klagenfurt, geboren 29. 1907
in Laufen,
5) die Hausfrau Maria Peskoller aus Villach, geb. Greil, geb. 5.
Dezember 1902 in Görtschach
6) die Ehefrau Margarete Jesernigg, geborene Stark aus Villach,
geb. am 10. Mai in Hirschwang,
7) die Arbeitsmaid Margarete Jesernigg aus Villach, geb. 25. Februar
1927 in Mürzzuschlag,
8) die Ehefrau Rosa Eberhard, geborene Steiner aus Villach-Lind,
geb. 25. März 1910 in Kellerberg,
9) die Ehefrau Maria Jennes geb. Wahrmut aus Weissenstein, geb.
6. Februar 1921 in Puch,
10) den Tischler Josef Ranacher aus Lienz, geb. 14. März 1898
in Witzendorf,
11) den Maurerpolier Valentin Klementin aus Seebach, geb. am 19.
Dezember 1910 in Seebach,
12) den Hilfsarbeiter Milan Jelic aus St. Ruprecht, geb. am 19.
November 1910 in Suschak (Kroatien)
zu 7) jugendlich
zu 11) 12) Ausländer,
wegen Vorbereitung zum Hochverrat u.a.
hat der Volksgerichtshof, 1. Senat, auf die am 16. Dezember 1944
eingegangene Anklage des Herrn Oberreichsanwalts in den Sitzungen
vom 17. und 18. Dezember 1944, an welcher teilgenommen haben
als Richter:
Präsident des Volksgerichts Dr. Freisler, Vorsitzer, Landesgerichtsdirektor
Dr. Sohlemann,
Gauamtsleiter Gebhardt,
Gauobmann der DAF Resch
Abschnittsleiter Treffer,
als Vertreter des Oberreichsanwalts:
Erster Staatsanwalt Wittmann
Für Recht erkannt:
Josef Ribitsch, Heinrich Brunner und Erich Ranacher haben als Bunkergemeinschaft
kommunistischer Deserteurbanditen im 5. und 6. Kriegsjahr die ehrlich
arbeitende Bevölkerung zusammen mit ausländischen Arbeitern
raubend terrorisiert und auch das Leben eines anständigen Landwachtmannes
auf dem Gewissen.
Valentin Klementin und Milan Jelic haben ihnen Waffen und Munition
geliefert.
Frau Maria Peskoller, Frau Margarete Jesernigg und Frau Rosa Eberhard
gaben ihnen die Basis in der Bevölkerung, ohne die sie ihre
Verräterleben nicht hätten führen können.
Frau Peskoller und Frau Jesernig liessen sie immer wieder bei sich
schlafen, führten ihnen ausländische Arbeiter, darunter
Russen, als Bandenmitglieder zu und halfen ihnen auch sonst.
Frau Eberhard verband einen Verwundeten der Bande, gab ihm eine
Pistole u. gewährte Bandenmitgliedern Unterschlupf in ihrer
Wohnung.
Sie alle haben sich dadurch volksverräterisch zu Handlangern
unserer Kriegsfeinden gemacht.
Für immer ehrlos werden sie mit dem Tode bestraft.
Frau Maria Jennes meldete nicht, was sie von der Bande, zu der
ihr Geliebter gehörte, wußte.
Dafür bekommt sie drei Jahre Gefängnis.
Josef Ermenz zeigte nicht an, dass Ribitsch und Ranacher bei den
Banden gewesen und-wie er meint haben mag, von ihnen weggelaufen
sind.
Dafür bekommt er ein Jahr Gefängnis
Josef Ranacher von Bunker- und Waldleben der Deserteurbanditen,
zu denen auch sein Sohn gehörte, sogar, dass die Banditen mit
Zusammenstössen mit der Landwacht rechneten und versprach trotzdem,
sich nach einer Pistole umzusehen, die er freilich nicht lieferte.
Auch meldete er sein Wissen nicht.
Dafür bekommt er drei Jahre Zuchthaus, drei weitere Jahre ist
er ehrlos.
Die 17-jährige Margarete Jesernigg, die keinen schlechten
Eindruck machte, hat unter dem Einfluss ihrer Mutter den Banditen
auch geringfügige Dienste geleistet.
Dafür bekommt sie zwei Jahre Jugendgefängnis.
Allen, die zu Freiheitsstrafen verurteilt sind, wird ihre ganze
Haft auf ihre Strafe angerechnet.
----------
Die Richtigkeit der vorstenden Abschrift wird beglaubigt und die
Vollstreckbarkeit des Urteils bescheinigt.
Berlin, den 21. Dezember 1944
Thiele,
Amtsrat
Beglaubigt:
Unterschrift Unleserlich
Obersekretär
als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle
Heinrich Brunner
Valentin Clementin
Rosa Eberhard
Margarete Jessernig
Maria Peskoller
Erich Ranacher
Josef Ribitsch
nach
oben
|