Martin
Pucher
geboren
am 17. September 1890 in Mallestig bei Finkenstein
gestorben am 14. November 1944 im Lager Husum-Schwesing
zuletzt wohnhaft in Seltschach 12 bei Arnoldstein
Martin Pucher hatte mit seiner Frau Maria im Jahre 1928 bei einer
Versteigerung einen Bauernhof und eine Gastwirtschaft in Seltschach
erworben. Anfang 1941 wurde der Besitz vom Nazi-Regime beschlagnahmt,
um darin russische Kriegsgefangene samt Wachmannschaft unterzubringen.
Die Kriegsgefangenen wurden zur Zwangsarbeit bei der Forstdomäne
Arnoldstein herangezogen. Ab 1942 kamen auch englische Kriegsgefangene
hinzu. Im Herbst 1943 wurden auch Kriegsgefangene aus Istrien zur
Zwangsarbeit herangezogen. Durch die Unterbringung der Zwangsarbeiter
wurde die Familie Pucher ihrer Einkommensquelle beraubt. Über
diese Zwangsarbeiter gab es auch Verbindungen zu den Partisanen.
Am 7. September 1944 um 4 Uhr morgens wurde das Haus von der Gestapo
umstellt und Martin Pucher sowie alle Zwangsarbeiter wurden wegen
Unterstützung der Partisanen von der Gestapo verhaftet. Nur
die Zwangsarbeiterin Danica Lican aus Istrien blieb auf freiem Fuß.
Sie lebte bis zum Ende des Krieges auf dem Hof. Am Abend des selben
Tages verhaftete die Gestapo Arnoldstein auch die 20jährige
Tochter von Martin Pucher, Franziska Wiegele, und den Bauern Andreas
Podlipnik aus Seltschach und überstellte sie in das Gestapogefängnis
Villach in die Ankershofengasse. Martin Pucher wurde im Gerichtsgefängnis
in der Peraustraße inhaftiert, wo ihn seine Frau des öfteren
besuchte. Am 6. Oktober 1944 wurde er als "Schutzhäftling"
in das KZ-Dachau überstellt und unter der Häftlingsnummer
113073 registriert. Am 22. Oktober 1944 überführte man
ihn in das KZ-Neuengamme. Dort erhielt er die Häftlingsnummer
62846. Anschließend kam er in das Außenlager Husum-Schwesing,
wo er zum Bau von Panzergräben am "Friesenwall" eingesetzt
wurde. Er verstarb in diesem Lager am 14.11.1944 und wurde im Sammelgrab
4 auf dem Friedhof in Ladelund begraben. Er hinterließ vier
Kinder, Martin, geb. 1921, Soldat in Norwegen, Franziska, geb.1924,
Theresia, geb.1926, und Maria, geb.1929.
Franziska Wiegele wurde in das KZ-Ravensbrück und später
in das KZ-Bergen-Belsen deportiert. Ihre damals einjährige
Tochter durfte bei der Mutter zu Hause bleiben. Als am 15. April
1945 Bergen-Belsen von den Engländern befreit wurde, hatte
sie nur noch 38 Kilo und war schwer krank (Typhus, Diphterie mit
Gaumensperre, Rippen-fellentzündung, Lungenentzündung,
Nierenbeckenentzündung) und nicht transportfähig. Sie
kehrte erst im September 1945 nach Seltschach zurück. Im Jahre
1957 besuchte sie die ehemalige Zwangsarbeiterin Danica Lican in
Istrien und erfuhr von ihr, dass von den zwanzig Arbeitern, die
damals verhaftet wurden, keiner mehr zurückgekommen ist.
Andreas Podlipnik
Quelle: Albert Knoll, Archiv der KZ-Gedenkstätte
Dachau. Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Liste Nischelwitzer.
Fragebogen für politische Häftlinge, Kreis Villach (PA).
Mehrmalige Gespräche mit der Tochter Franziska Cesar, wohnhaft
in Seltschach 6 bei Arnoldstein.
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